Future Hub – Eine Vision


Ein Frühlingsabend im Jahr 2030. Die letzten Lehrveranstaltungen sind gerade zu Ende gegangen, die Studierenden schlendern aus den Hörsälen. Der blühende Stadtgarten mit seinen Wasserspielen bietet Raum zu verweilen – und doch nehme ich den Weg zum Campus-HUB, dem grün bewachsenen Wissenschaftsforum am Knotenpunkt der innerstädtischen Forschungseinrichtungen. Von weitem ähnelt der Bau einer großen Pflanze. Erst wenn man näher kommt und das Gebäude von oben bis unten in Augenschein nimmt, sieht man, dass zwei einst in Stuttgart entwickelte architektonische Konzepte zu einer beeindruckenden Symbiose gefunden haben: Werner Sobeks erstes Aktivhaus der Welt, das mehr Energie erzeugt, als es verbraucht, null Emissionen emittiert und komplett recycelbar ist und die ebenfalls an der Universität Stuttgart begründete Baubotanik von Ferdinand Ludwig waren von einem mutigen Architektenteam namens „Arcology“ miteinander verbunden und weiterentwickelt worden. Beeindruckend, wie Natur und Technik in diesem Haus ineinander spielen; ein neuartiges Ökosystem! Kein Wunder, dass es zu einem international bekannten Sinnbild wie damals der Fernsehturm für Stuttgart geworden war. Vor drei Jahren auf der Internationalen Bauausstellung StadtRegion Stuttgart gefeiert, titelte die New York Times in Anspielung an das Weltwunder von Babylon: „The Hanging Gardens of Stuttgart – shifted from royal exclusivity into the heart of the city and society.“

Zur Eroberung des Herzens von Stadt und Gesellschaft hat freilich auch die Bespielung des grünen Hauses beigetragen. Aus ihm ist ein attraktiver und quicklebendiger Ort der Begegnung geworden: lokal, regional, national und international. Hier diskutieren WissenschaftlerInnen, Studierende und BürgerInnen auf Augenhöhe über die zentralen Zukunftsfragen, – freimütig, oftmals kontrovers, aber immer sachlich und lösungsorientiert: Ein Future Hub strahlt mit seinem Programm. An diesem Ort kann man erleben, wie sich Wissenschaft weithin hör- und sichtbar in die gesellschaftlichen Debatten einbringt. Von der einseitigen Wissenschaftskommunikation nach dem Modell des „Nürnberger Trichters“ hat man sich freilich längst verabschiedet. Und das befruchtet wiederum die Forschung in den Stuttgarter Hochschuleinrichtungen.

Am einladenden Entree angekommen, treffe ich Project-Managerin Felicitas. Voller Stolz zeigt sie auf die digitale Anzeige des heutigen Programms. Die „Dialog-Lounge“ wird heute zum Gespräch über KI-gestützte Strategien nachhaltiger Mobilität einladen. BesucherInnen haben bereits den digitalen „Gedankenspeicher I Box of Thoughts“ mit Anregungen, Fragen und Wünschen gut gefüllt. Aus dem benachbarten „Repair & Share Café“ strömt verführerisch der Kaffeeduft, und der gerettete Mittagstisch eines der umliegenden Restaurants sieht appetitlich aus, doch Felicitas führt mich zum Science Forum auf der Dachterasse. Die bewegliche Einrichtung dieses Raums passt sich flexibel einem breiten Nutzungsspektrum an. Tagsüber nutzen Studierende und BürgerInnen kleinere Lese-, Kreativ- und Denkräume. Für größere Abendveranstaltungen lässt sich der Raum durch einfaches Verschieben und Drehen von Wänden sowie Ausfahren von versenkbaren Bauteilen als Vortragsraum, Kinosaal oder Theaterbühne umfunktionieren. Heute ist alles zu einer „Fishbowl-Formation“ arrangiert: Die Wände beiseite geschoben, der Boden aus Solarpanels zum Schutz mit einer zusätzlichen Fläche überzogen. Die Sitzreihen verlaufen nach hinten offen und gehen in die eine lockere Bestuhlung aus Sesseln über. So kann man den Diskussionen konzentriert ganz vorne folgen, oder sich weiter hinten aus lockerer Distanz die Dinge ansehen. Wer eine Erfrischung braucht, holt sich an der herausdrehbaren „BewegBar“ ein Getränk.

Die drehbare Glaskuppelkonstruktion erlaubt es, das Dachforum auch im Winter zu bespielen. Dann bietet sich den BesucherInnen ein grandioser Blick auf das nächtliche Stuttgart und in die Weinberge.

Ich breche nun auf und nehme die Treppe abwärts. Sie führt vorbei an den für die Science-Fellows ideal gelegenen Wohn- und Arbeitsräumen: fußläufig zur Unibibliothek, mitten in der Stadt und doch im Grünen. In diesem Campus Hub treffen sich Menschen – aus Stuttgart und aus der ganzen Welt – die eine Vision teilen: Technologie so zu nutzen, dass sie die Folgeschäden und -kosten nicht kommenden Generationen aufhalst und Wissenschaft im Dialog so fortzuentwickeln, dass sie, in Praxis überführt, einer zukunftsfähigen und lebenswerten Gesellschaft dient.

 

IZKT-TEAM